Frauen im Triathlon - Teil 1

Filter
Frauen im Triathlon - Teil 1

Warum dieser Blog?

Häufig werden Frauenbedürfnisse nicht thematisiert oder im Sport stiefmütterlich behandelt. Nach dem Motto Triathlon ist kein Ballett und etwas nur etwas für Harte; das männliche steckt ja schon im Begriff „Ironman“.

Frauen sind im Triathlonsport noch eigene Minderheit aber stark im Kommen. „Ich kann mich an meine ersten Trainingslager erinnern, wo Frauen wirklich eine kleine Minderheit waren. Für die Cappuccino Gruppe war ich zu stark, daher bin ich mit den Männern gefahren,. Und da hieß es einfach „dranbleiben“ und bloß nicht „Kürzer“ rufen, sonst nehmen sie mich morgen nicht mehr „mit“.“ So Léana, die auf 15 Jahren aktiven Triathlonsport zurückblickt.

Weil es eine Herzensangelegenheit ist und mittlerweile viele Frauen Teil unseres Trionik Netzwerks sind, möchten wir mit diesem Blog unsere Erfahrungen teilen und andere Frauen (und Männer) ermutigen, mehr auf Ihre Bedürfnisse einzugehen.

Weil das Thema sehr komplex ist und wir auf verschiedene Aspekte des Triathlonsports eingehen möchten, werden wir die Erfahrung unserer Mitarbeiterinnen und Ambassadorinnen als Mütter, Berufstätige, Familienmanagerinnen und Sportlerinnen in einem mehrteiligen Blog einfließen lassen.

Im ersten Teil des Blogs geht es um die Themen Motivation und Zeitmanagement. Im Zweiten Teil widmen wir uns dem Thema Zyklusgesteuertem Training und Ernährung. Im dritten Teil wird es um den Einfluss der Menopause auf unser Training gehen.

Foto_02.06.22_17_14_01

Frauen und Triathlon?!

Erst seitdem Chrissi Wellington, Anne Haug Daniela Ryf und jetzt auch Laura Phillip Weltklasseleistungen erbringen und auf der Langstrecke nicht viel langsamer als deren männliche Kollegen sind wird der Öffentlichkeit klar, dass es sich lohnt, ein Blick hinter die Kulissen des Frauen Triathlonsports zu werfen. Frauen kommen in unserem Sport durch die separierte Austragung der Meisterschaften (z.B. die Ironman European Championchips in Hamburg) auch immer mehr in die mediale Aufmerksamkeit und somit Anerkennung für Ihre Weltklasse Leistungen.

Dank Laura Phillip ist auch mit einem Tabu gebrochen: unser Frauenkörper funktioniert durch den hormonellen Menstruationszyklus komplett anders und dies wirkt sich auf Trainingsplanung und Ernährung massiv aus. Endlich wird öffentlich darüber geredet und wir Frauen müssen uns nicht mehr verstecken, wenn wir gerade hormonell bedingt im „Winter sind“ (Laura Phillip) und nicht performen wie in unseren Hochphasen. Wenn unsere Trainer*innen dies wüssten und auch in ihren Ausbildungen gelernt hätten, würden sich die Trainingspläne für Frauen nach ihrem Zyklus richten und unterm Strich deutlich bessere Ergebnisse produzieren!

Das Thema hat uns bei Trionik fasziniert…. Als berufstätige Frauen und Mütter in unserem Netzwerk haben wir sehr wenig Zeit für das Training und in der Zeit möchten wir das effizienteste Training umsetzen, was geht.

256a3117

Foto: Leana Ironman – credit Morris Stahl

„Warum Triathlon?“ Ein Erfahrungsbericht von Léana.

„Bevor ich Mutter wurde, habe ich morgens nüchtern trainiert und schon da Bestleistungen von meinem Körper abverlangt und rausgeholt. Nach einem meist etwas hektischem Frühstück bin ich zur Arbeit gegangen, um dann ohne Pause 12 Stunden zu arbeiten. Abends war ich leer, aber ich war zufrieden, wieder das beste aus mir rausgeholt zu haben. Und hatte ich Spaß? War es effizient?

Ja klar hatte ich Spaß. Es lief auch Mal sehr gut und es war ein wichtiger Ausgleich zu meinem Alltagsstress. Und auf die Wettkämpfe an sich hatte ich Lust und war voller Vorfreude. Aber oftmals hat es auch keinen Spaß gemacht, weil mir Energie fehlte und ich das Gefühl hatte, nicht allem gerecht werden zu können. Auch die Regeneration hat gelitten und so stellt sich im Nachgang die Frage, ob ich vielleicht bessere Ergebnisse mit einem besser auf mich abgestimmten Plan hätte erreichen können. Einen Plan, der nämlich berücksichtigt, dass Nüchterntraining für Frauen meist Quatsch ist und meine hormonellen Phasen berücksichtigt?

Im Zuge meiner Langdistanzvorbereitungen in 2017 und 2018 habe ich hart trainiert und gearbeitet, aber ich habe oftmals mein warum hinterfragt. Triathlon ist einfach meine ganz große Leidenschaft und auch wenn es mal einen Tag gibt, wo man den Schweinehund herausfordern muss… im Großen und Ganzen habe ich die Einheiten genossen weil ich es geliebt habe, im Flow zu sein.

Seitdem ich Mutter bin und noch weniger Zeit für mich habe, ist mir noch klarer geworden, dass es einfach ein Geschenk ist, diesen Sport ausüben zu dürfen. Sobald sich ein Zeitfenster ergibt, an dem ich etwas für mich tun kann, genieße ich es in vollen Zügen und bin voller Dankbarkeit, völlig egal, ob es gerade regnet oder stürmt.

Ich glaube, dass es essentiell ist, dass sich jede® mit dieser Frage des Warums auseinandersetzt. Finde heraus, was Dein Motivator ist und suche Dir die Menschen aus, die Dir Energie geben!

Perfektionismus – typisch Frau?

Wir glauben, dass in erster Linie gesellschaftliche Faktoren eine Rolle spielen, warum Triathletinnen zur Perfektion tendieren aber auch die Tatsache, dass Frauen in dem Sport eine Minderheit bilden.

Im Berufsleben und in unserer Gesellschaft ist das Frauenbild leider immer noch das des „schwächeren Geschlechts“. Frauen müssen sich irgendwann um die Kinder kümmern, das Kind könnte krank werden und dann muss die Frau zu Hause bleiben. Man startet gleich mit Minuspunkten ins Berufsleben und um standhalten zu können, muss man mindestens 20% mehr als die Männer auf derselben Position leisten, für untern Strich ein geringeres Gehalt.

Léana, GF von Trionik: „Ich als Unternehmerin kann nur sagen, dass ich Frauen als Angestellte wertschätze und noch nie das Empfinden hatte, sie würden weniger leisten. Ganz im Gegenteil. Gewissenhaftigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Zielstrebigkeit und Ehrgeiz sind meist stark ausgeprägt. Im Grunde haben aber diese Eigenschaften nichts mit dem Geschlecht zu tun und es macht mich zum Teil wütend, dass im 21. Jahrhundert noch nach falschen Stereotypen gedacht und gehandelt wird.“


Viele Frauen, die im Triathlonsport aktiv sind, sind allgemein Frauen, die Dazu tendieren, SEHR hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen. Dieser Sport verlangt einem einfach auch viel ab und um sich um sich Triathlonziele zu setzen, muss man eigentlich eher der Typ „ehrgeizig“ sein.

Dieser Typ Frau neigt zum Perfektionismus. Sie wollen die perfekte Familie, einen passenden Beruf in dem sie glänzen, die perfekte Mutter, Ehefrau und auch im Sport perfekt sein. Das kann ein echter Killer sein. Z.B. wollen Frauen gleichzeitig in einem Jahr die perfekte Figur, nie krank werden und alle sportlichen Ziele erreichen - setzen sich für ihrer Freizeitbeschäftigung viel zu viel unter Druck und haben keinen Spaß mehr bzw. am Ende leidet dann doch das wichtigste für eine gute Balance.

Daher ist es wichtig zu verstehen, warum Du den Sport überhaupt machst. Den meisten Agegroupern geht es doch darum, einen Ausgleich zum stressigen Alltag zu haben, gesund und schlank zu bleiben und natürlich auch dieses wundervolle Erlebnis, was Triathlon bietet, zu genießen.

IMG_4089

Zeitmanagement – die Tipps von Ynonne und Léana in der Zusammenfassung

Als Mütter jonglieren wir täglich mit vielen Verantwortungen an vielen verschiedenen Fronten. Die Zeitfenster in denen gearbeitet werden kann sind durch die Betreuungszeiten der Kinder geregelt. Da muss man sehr gut organisiert sein, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Wenn wir dann die Zeit mit den Kindern verbringen, sind wir zu 100% für sie da. Dann kommt der Partner, Haushalt und Familien/Freunde hinzu. Häufig schiebt man auch mal eine Nachtschicht ein und arbeitet am Wochenende, um die Wochenziele zu schaffen. Das ist anstrengend und der Tag ist vollgepackt. Dabei muss man tierisch aufpassen, seine Balance zu behalten.

Es ist nicht einfach aber machbar

Triathlon, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen ist nicht einfach. Es erfordert eine sehr gute Organisation, Konsequenz und auch ein Umfeld, welches Dich unterstützt. Hier sind unsere Tipps aus der Praxis für Dich.


Plane deine Woche
„Ich plane meistens sonntags Abends meine Woche mit den Arbeitszielen und privaten Terminen und schaue dabei, wie sich ggf. eine Trainingseinheit mit der Familie oder alleine unterbringen lässt. Ich setze mir Fokuszeiten, in denen ich nur das bearbeite, was ansteht. Ich lasse mich dann von nichts ablenken. Natürlich gibt es immer wieder Situationen, wo man Feuer löschen muss, aber bevor ich lösche, überlege ich es mir kurz, welche Prio das hat und ob es jemand anderes tun kann.“


Realistische Ziele setzen
Gerade mit Kindern ist die Zeit, die man/Frau fürs Training hat gering. „Ich persönlich habe mich entschieden, in den drei ersten Lebensjahren meiner Tochter keinen Trainingsplan zu verfolgen. Das würde mich nur stressen, da ich die Zeit, in der ich trainieren kann, nicht wirklich planen kann. Wenn sie sich ergibt, nutze ich die Gelegenheit und versuche ein konstruktives Training zu gestalten. Dafür hilft meine Erfahrung aber allen anderen würde ich raten, zusammen mit einem Coach realistische Ziele zu setzen.“


Sei Flexible
Mit Kind kann immer etwas dazwischenkommen. Eine schlechte Nacht, eine Krankheit. Das wichtigste: ES IST NORMAL! Fange nicht an, daraus eine Katastrophe zu sehen oder den Verstand zu verlieren. Mache Deine Planung neu und setze die Prioritäten neu. Anstrengend wird es auf alle Fälle und ggf. musst Du eine Nachtschicht einlegen, aber es ist machbar. Plane dafür Zeiten ein, in denen Du Dich davon wieder erholen kannst. Manchmal reichen 20 Min Mediation/Yoga in einem ruhigen Raum, um Energie zu tanken.

Solltest Du mit einem Trainingsplan trainieren empfehlen wir Dir dringend, Flexibilität einzubauen, so dass Du Einheiten selbständig schieben kannst, je nachdem, ob und wie es an dem Tag klappt. Wenn man eine Anstrengende Woche ansteht und das Training gar nicht unterzubringen war, dann ist das so. Akzeptiere es und plane mit deinem Coach die nächste Woche ein.


Spreche mit Deiner Familie
Deine Familie muss wissen, was bei Dir ansteht. Gerade wenn es mit dem Training mehr wird, brauchst Du eine Kinderbetreuung. „Du braucht einen coolen Partner, der dich unterstützt!“ Wir empfehlen Dir, bevor Du Dich für einen Triathlon anmeldest, deine Familie zu fragen, ob es ok ist. Frag‘ die Opas und Omas, ob sie Dich in der Zeit unterstützen. Gehe mit deinem Partner den Alltag durch und was es konkret bedeutet. Familie ist

Teamwork!
Die Bedürfnisse Deiner Familie im Mittelpunkt
Wenn es darum geht, die Freizeit zu gestalten, sollte Deine Familie immer im Mittelpunkt stehen. Baue Deine Einheiten in der Zeit, wo sie ausschlafen und bringen Brötchen zum Frühstück mit, oder trainiere in der Mittagszeit mit Jogger, wenn das Kleinkind einen Mittagsschlaf macht.


Zeitfenster optimal nutzen
Manchmal ergeben sich Zeitfenster bei denen ein Training plötzlich möglich ist. Für solche Fälle ist meine Schwimmtasche immer gepackt, meine Laufsachen liegen bereits der Saison angepasst vorbereitet auf einen Stuhl, so dass ich nur noch reinhüpfen muss. Nach der Einheit bereite ich wieder alles vor für die nächste Einheit.

Ausblick

Im Teil Zwei unseres Blogserie zum Thema Frauen im Triathlonsport werden wir auf unsere Erfahrungen mit Zyklusbasiertem Training und Ernährung eingehen.

16. Juni 2022
Copyright © 2021 Trionik Multisport GmbH. All rights reserved.