Neben dem Rahmen und den Laufrädern bildet die Schaltgruppe den dritten großen und essenziellen Teil eines Rades. Natürlich werden weitere Anbauteile, wie Sättel & Lenker benötigt, dennoch ist die richtige Schaltgruppe für viele ein wichtiges Kriterium bei der Fahrradauswahl. Für all diejenigen, die mit dem Begriff Rennrad-Gruppe noch nichts anfangen können – eine Schaltgruppe besteht aus den Bremsen und den Antrieb, der wiederum aus Kurbel, Kettenblättern, Kette, Kassette, Schaltwerk- und Umwerfer sowie Schalthebeln besteht. Sie stellt also ein abgeschlossenes System dar, welches das Fahrrad nach vorne bewegt und auch dank der Bremsen wieder zum Stehen bringt.
Im Rennradbereich teilen sich zwei große Hersteller den Markt: Shimano als Marktführer und SRAM. Als dritter großer Hersteller ist noch Campagnolo zu nennen, die auch Schaltgruppen auf höchstem Niveau anbieten, jedoch nur einen Bruchteil des Marktes ausmachen und daher in diesem Bericht nicht weiter aufgeführt sind.

Foto: Ina Rohden
Shimano Schaltgruppen
Der Marktführer im Bereich der Rennrad-Gruppen ist Shimano. Das japanische Unternehmen hat das größte Sortiment und wird von vielen Profi-Teams der WorldTour eingesetzt. Mit der Entwicklung der STI-Schalthebel revolutionierte Shimano Anfang der 90er Jahre die Rennrad-Schaltung mit der kompakten Kombination aus Bremshebel und Schalthebel, sodass man mit nur einer Hand sowohl Schalten als auch Bremsen konnte, was bis dato mit der gängigen Unterrohrschaltung nicht möglich war.

Foto: Ina Rohden
SRAM Schaltgruppen
Die große Konkurrenz kommt aus den USA und heißt: SRAM. Sie sind bekannt für besonders leichte Komponenten und Schaltungen sowie die grandiose Double Tap Technologie – ein Schalthebel, mit dem man sowohl hoch als auch runter schaltet. Die Amerikaner begeistern immer wieder mit Innovation auf höchstem Niveau, nicht zuletzt durch ihre YAW-Technologie, mit deren Hilfe der Umwerfer bei jedem Gangwechsel seine Position in einem Bogen verändert und so stets in einem konstanten Winkel zur Kette steht, was für einen direkteren und präziseren Schaltvorgang sorgt und ihre kabellose eTap AXS Schaltung.
Die Schaltgruppen in der Übersicht
Generell bieten alle Hersteller Schaltgruppen in verschiedenen Preissegmenten an, sodass vom Einsteiger bis zum Profi für alle gesorgt ist. Die Gruppen unterscheiden sich dementsprechend in ihrer jeweiligen Qualität, dem verwendeten Material, das wiederum maßgeblich Einfluss auf das Gewicht hat und in der Art des Schaltvorgangs: elektronisch oder mechanisch.
Während bei den Einsteigermodellen häufig Aluminium zum Einsatz kommt, greifen die Hersteller bei ihren Premium Gruppe fast ausschließlich auf Carbon und Titan zurück. Die elektronischen Schaltungen sind außerdem im Premium Segment angesiedelt und sind entsprechend gekennzeichnet. Shimano verwendet den Begriff Di2 (Digital Integrated Intelligence); bei SRAM heißen die Gruppen eTap, was für „electronic tap“ steht. Während man bei Shimano noch auf Kabel setzt, um Schaltvorgänge mit einem Signal über die Hebel einzuleiten, hat SRAM mit dem eTap-System 2015 eine Weltneuheit vorgestellt, die komplett kabellos funktioniert. Mithilfe eines eigenen Protokolls läuft die Kommunikation der einzelnen Komponenten in etwa so ab wie mit ANT + oder Bluetooth.
Als Vorteile der elektronischen Schaltung sind präzisere Schaltvorgänge, eine leichtere Bedienung der Schalthebel, bessere Integrierbarkeit und eine höhere Schaltgeschwindigkeit zu nennen. Die Nachteile im Vergleich zur mechanischen Variante liegen in der Notwendigkeit eines geladenen Akkus und einem höheren Anschaffungspreis.
Mechanische Schaltungen arbeiten dagegen klassisch mit Kabeln, welche die Schalthebel mit dem Schaltwerk und dem Umwerfer verbinden und am Rahmen entlang oder hindurch laufen. Indem man über die Hebel die Spannung der Kabelzüge verändert, wird der Schaltvorgang ausgelöst. Sie sind äußerst verlässlich und robust. Kleinere Probleme lassen sich deutlich schneller und einfacher beheben als bei elektronischen Schaltungen. Weitere Vorteile sind außerdem das geringere Gewicht (keine Akkus etc.) und der günstigere Anschaffungspreis verglichen mit der elektronischen Konkurrenz.

Innerhalb der verschiedenen Gruppen gibt es noch ein paar technische Kleinigkeit, die es zu beachten gilt. Dazu zählen die Kurbellänge und das Übersetzungsverhältnis aus den Kettenblättern und der Kassette.
Die richtige Übersetzung
Die Kettenblätter vorne bilden die Grundlage für die Übersetzungsbandbreite, die dann von der Kassette hinten komplettiert wird. Die Kassette besteht aus mehreren Ritzeln, aktuell 11-12. Gegebenenfalls wird bei 12-fach Kassetten ein spezieller Freilaufkörper (SRAM XDR für 12-fach) benötigt. Die Gangzahl ist auch für die Kompatibilität entscheidend – man kann beispielsweise nicht einfach eine Kette einer 11-fach Schaltung mit einer Kette einer 8-fach-Schaltung ersetzen. Am besten bleibt man der Gruppe treu und mischt die Antriebskomponenten nicht, um die maximale Performance zu erhalten. Generell gilt, dass ein Rennrad mit kleineren Kettenblättern und einer großen Kassette eine leichtgängigere Übersetzung (Bergübersetzung) hat, während große Kettenblätter und kleinere Kassetten für schwerere Gänge und höhere Geschwindigkeiten ausgelegt sind (Flachlandübersetzung). Die Wahl des richtigen Übersetzungsverhältnisses hängt also auch stark vom Einsatzgebiet ab.
Die richtige Kurbellänge
Die Kurbellänge richtet sich in der Regel nach der Rahmengröße des Rennrads und der Größe des Fahrers. Standardisiert zur Auswahl stehen 170-175mm, bei Bedarf kann die Range allerdings auch auf 165-180mm erweitert werden. Ein Universalrezept für die richtige Kurbellänge gibt es nicht, generell sollte man die eigene Größe berücksichtigen und ggfs. orthopädische Probleme sofern vorhanden mit in den Entscheidungsprozess einbinden. Ein Bike Fitting, z.B bei Trionik, eignet sich in jedem Fall zur richtigen Kurbellängenbestimmung sowie der richtigen Gesamteinstellung des Rades.
Der Vorteil von einer längeren Kurbel liegt im höheren Drehmoment durch den größeren Hebel, sodass mehr Power übertragen werden kann, was gerade in der Ebenen ein wichtiger Faktor sein kann. Zu beachten ist jedoch auch, dass die Bodenfreiheit geringer ist, was man beim Kurvenfahren im Hinterkopf behalten sollte. Eine kürzere Kurbel hat folglich einen geringeren Hebel und somit weniger Drehmoment. Ein Anzeigen für einen zu kurzen Kurbelradius wäre, wenn du in der Ebene Schwierigkeiten hast, genug Vortrieb zu schaffen, aber am Berg keine Probleme bekommst. Kurze Radien benötigen außerdem weniger Flexibilität da der Bewegungsumfang reduziert ist. Dies kann aber wiederum auch ein Vorteil für den Fahrer sein, da er eine aggressivere Haltung einnehmen kann, ohne Power zu verlieren.

Fazit
Die Schaltgruppe ist eines der elementaren Bestandteile des Rades, jedoch gibt es nicht die eine oder die richtige Schaltgruppe. Vom Einsteiger bis zum Profi bzw. vom kleinen bis zum großen Geldbeutel, mechanisch oder elektronisch, sowohl Shimano als auch Sram bietet für jeden etwas an. Darüber hinaus sind auch innerhalb einer Schaltgruppe weitere Entscheidungen zu berücksichtigen z.B. welches Übersetzungsverhältnis benötige ich oder welche Kurbellänge macht bei mir Sinn? Die eine oder andere Person wird sicherlich eine klare Präferenz haben und einen der beiden Hersteller bevorzugen. Denjenigen, die allerdings nicht so tief in die Materie einsteigen wollen, empfehle ich ein gutes Beratungsgespräch, in dem Ihr all Eure Fragen klären könnt.
Shimano Dura Ace Di2 | Shimano Dura Ace (11-fach) | Shimano Ultegra Di2 | Shimano Ultegra (11-fach) | Shimano 105 (11-fach) | |
Mechanische Felgenbremse | 2500€ (11-fach) | 1600€ | 1300€ (11fach) | 750€ | 530€ |
Hydraulische Scheibenbremse | 4000-4700€ (12-fach) 2100€ (11-fach) | 1600€ | 2300€ (12-fach) 1400€ (11-fach) | 980€ (2364g) | 780€ |
Kurbel | 55/42 54/42 54/40 52/36 50/34 | 55/42 54/42 52/36 50/34 | 53/39 | 53/39 52/36 50/34 | 53/39 52/36 50/34 |
Kassette | 11-25 11-28 11-30 11-34 12-25 12-28 | 11-25 11-28 11-30 12-25 12-28 | 11-25 11-28 11-30 11-32 12-25 14-28 | 11-25 11-28 11-30 11-32 12-25 14-28 | 11-28 11-30 11-32 12-25 |
Kurbellänge | 165-180mm | 165-180mm | 165-175mm | 165-175mm | 170-175mm |
Powermeter | Optional | Nein | Nein | Nein | Nein |
Elektronische Schaltung | Ja | Nein | Ja | Nein | Nein |
Gewicht | 1795-2507g | 1950-2137g | 1900-2550g | 2233-2364g | 2100-2600g |
SRAM Red eTap AXS (12-fach) | SRAM Force eTap AXS | SRAM Rival eTap AXS | |
Mechanische Felgenbremse | 3500-4000€ | ||
Hydraulische Scheibenbremse | 3600-4300€ | Ab 1695€ | Ab 1540€ |
Kurbel | 50/37 48/35 46/33 | 48/35 46/33 43/30 | 48/35 46/33 43/30 |
Kassette | 10-26 10-28 10-33 | 10-28 10-33 10-36 | 10-33 10-36 |
Kurbellänge | 165-177,5mm | 170-175mm | 170-175mm |
Powermeter | Optional | Optional | Optional |
Elektronische Schaltung | Ja | Ja | Ja |
Gewicht | 2254-2553g | 2570g | 2834g |