Graveln: Hype oder sinnvolle Ergänzung?

Graveln: Hype oder sinnvolle Ergänzung?

Wer sich in den letzten zwei Jahren auch nur im Entferntesten mit dem Thema Radsport beschäftigt hat, kommt an einem Thema nicht dran vorbei: „Graveln“. Abseits der Straßen sein Glück finden, dem gefährlichen Straßenverkehr entgehen und neue Wege entdecken. So romantisch die Vorstellungen über die Abenteuer ausfallen, so sehr habe ich mir die Frage gestellt, ob sich die Anschaffung eines weiteren Bikes lohnt. Brauchen Triathlon- und Rennrad wirklich noch eine Alternative? Nach einem Monat mit meinem neuen Scott Speedster Gravel 10 kann ich sagen: JA!

Das Bike: Alu Rahmen mit Premium Schaltung

Bevor ich gleich etwas revidiere – natürlich ist ein Gravel Bike kein Muss, aber eine wirklich geile Ergänzung – möchte ich kurz ein paar Worte zu meinem neuen Rad loswerden. Das Scott Speedster Gravel 10 hat einen Aluminium Rahmen. Was?! Kein Carbon?? Für mich in diesem Fall kein Muss, weil ich das Rad von Anfang an nur zum Training und nicht für Rennen nutzen wollte und die Einbußen in puncto Gewicht und Steifigkeit in Kauf nehmen kann.
Bei einem UVP von 2.799€ kommt das Rad mit SRAM RIVAL XPLR eTap, einer kabellosen Schaltung, die für einen cleanen Look und geile Schalt-Performance sorgt. Außerdem mit im Gepäck: eine Einfachschaltung mit 42 Zähnen und 10-44 Kassette, 45mm Schwalbe Reifen und natürlich: Scheibenbremsen.

Sehr cool finde ich die charmante Lackierung, die im ersten Moment einfach „nur“ grau wirkt, bei genauerem Hinsehen aber eine Marmorierung hat, die ich sehr ansehnlich und cool finde. Mit Mountainbike Pedalen, Flaschenhaltern, Radcomputer Halterung und co. wiegt das Rad knapp über 10kg.

Wann nutze ich das Gravel Bike?

Das Rad habe ich direkt nach Hawaii - Mitte Oktober – bei Trionik abgeholt. Durch meinen Umzug stand das Bike noch zwei Wochen tatenlos rum, bevor ich mein neues Trainingsrevier erkundet habe. Und genau da hat das Rad bereits einen ganz großen Vorteil ausgespielt. Durch die breiten und profilierten Reifen können alle möglichen Untergründe erkundet werden und ich habe immer wieder die Straßen verlassen, um neue Wege zu erkunden. Nicht nur macht es tierischen Spaß durch Wälder zu fahren, ich konnte sogar immer wieder coole kleine Straßen entdecken, die ich später mit dem Rennrad nutzen kann, um größere Kreuzungen zu vermeiden.

Aber zurück zur Frage wann ich das Rad aktuell nutze: immer, wenn ich draußen unterwegs bin. Während mein Triathlonrad auf der Rolle steht, damit ich die Position nicht „verlerne“, ist das Gravel Rad meine Allzweckwaffe für draußen. Dabei ist es mir aktuell sogar egal ob ich auf der Straße oder durchgehend auf Schotterpisten unterwegs bin. Die Gründe liegen auf der Hand:

  • Watt, watt, watt! Aktuell trainiere ich draußen nur klassisches Grundlagentraining, das ich auch nach Körpergefühl und Puls steuern kann und keinen Leistungsmesser brauche – der ist nämlich nicht integriert. Aktuell finde ich es sogar gut und befreiend, dass ich nicht durchgehend Feedback durch Wattwerte bekomme, sondern etwas unbeschwerter ohne Vorgaben fahren kann.
  • Kälte! Die Temperaturen sind im Wald oder zumindest auf kleinen Wegen deutlich angenehmer als auf der offenen Straße, da ich dem Wind weniger ausgesetzt bin. Im kalten Winter tut das gut und ist ein schöner Benefit.
  • Fahrtechnik! Auf Schotter zu fahren und zu Bremsen, teilweise nur wenige Zentimeter Platz zu haben und enge Kurven zu fahren: all das schult die Technik und Sicherheit, die beim Training auf der Rolle oder auf dem TT häufig zu kurz kommt. Dadurch bleiben nicht nur die Ausfahrten kurzweilig, auch gibt es mir ein gutes Gefühl etwas für die Radbeherrschung zu tun.
  • Position! Die Position auf dem Gravel Bike ist im Vergleich zum Rennrad etwas entspannter, da die Geometrie des Rahmens anders ist. Persönlich finde ich es nach dem Sommer, den ich zu großen Teilen auf dem Zeitfahrrad verbracht habe, sehr angenehm etwas entspannter zu fahren – vielleicht auch weil ich das Stabi Training zuletzt unglaublich doll vernachlässigt habe…
  • Abwechslung! Dadurch, dass – zumindest hier in Norddeutschland – fast jede Strecke mit dem Gravel Bike bewältigt werden kann, habe ich bislang keine Routen geplant, sondern bin immer „frei Schnauze“ und noch nicht einmal eine Tour doppelt gefahren. Gerade jetzt im Winter, wenn die Motivation teilweise noch in der Offseason steckt, tut die Abwechslung gut.

Kein reines Winter Bike

Okay, Rennrad verkaufen, ganz klar! Nein, natürlich nicht. Auch das gute Stück wird im Verlauf des Jahres genügend Kilometer bekommen, egal ob bei Group Rides, in Trainingslagern oder wenn mich Speed wieder mehr reizt. Für mich rückt das Gravel Bike dann vermutlich in die zweite Reihe und wird vor allem dann eingesetzt, wenn mein Kopf neue Reize braucht und ich lediglich entspannt eine Runde rollen möchte.

 

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